Zwinger von der Sigisliebe - Dietmar Gebhart

Deutscher Schäferhund

pfote

Vor rund 100 Jahren begann die Reinzucht des Deutschen Schäfer-hundes. Rittmeister Max von Stephanitz suchte sich einige typvolle Hunde aus, und begann mit ihnen die Zucht. Er legte damals einen Standard fest, der seinem Schönheitsideal entsprach.
An diesem Standard ist bis heute kaum etwas verändert worden. Gleichwohl hat sich aber das Aussehen der Hunde in diesen 100 Jahren verändert, wie man auf den beiden folgenden Fotoreihen deutlich erkennen kann.


Hektor von
Schwaben
1900 / 01


Roland von
Park
1903

Visum von
Arminius
1996

Rikkor von
Bad Boll
1998

Durch die planmäßige Zucht hat sich der Deutsche Schäferhund in den letzten 30 Jahren anatomisch erheblich verändert. In Bezug auf die Gebrauchshundeeigenschaften ist im selben Zeitraum eine Verbesserung nicht erkennbar geworden.
Es gibt immer weniger Hunde, die sehr selbstsicher sind und gleich-zeitig bei gesunder Schärfe, auch viel Härte und Belastbarkeit ererbt haben.So werden mehr als 90% aller Zuchtpaarungen werden nahezu ausschließlich nach anatomischen Merkmalen und nach Gebäude-zuchtlinien zusammengestellt. Auf die Gebäudeverbesserung wird von Züchtern seit Jahrzehnten planmäßig gezüchtet. Konsequente Zucht zur Verbesserung von Leistungseigenschaften wurde nur gelegentlich von wenigen, und in der Regel nur über kürzere Zeiträume betrieben.Die Anforderung im Leistungsbereich auf Prüfungen, Körungen und Hauptzuchtschauen sind zu gering, um eine echte Auslese zu betreiben. Fast alle Hunde werden mit dem höchsten Kampftriebprädikat versehen.
Der Züchter kann aufgrund dieser Angabe die wirkliche Hundequalität nicht erkennen. Die Methoden der Ausbildung sind in den letzten Jahren erheblich besser Geworden. Hierdurch können anatomisch versprechende Hunde mit Mängeln in ihrer Wesensveranlagung durch Prüfung und Körung gebracht werden. Die Fachkenntnisse der Leistungsrichter und Körmeister hat sich nicht im selben Maß gesteigert. Die Anforderungen an die Prüfungsordnung und Körordnung sind unverändert. Wie soll denn nun ein deutscher Schäferhund tatsächlich aussehen?
F.C.I. Standard - Nr. 166/23.3.1991 Fassung von 1997

Allgemeines Erscheinungsbild:

Der Deutsche Schäferhund ist mittelgross, leicht gestreckt, kräftig und gut bemuskelt, die Knochen trocken und das Gesamt-gefüge fest.


Wichtige Masseverhältnisse:

Die Widerristhöhe beträgt für Rüden 60 cm bis 65 cm, bei Hündinnen 55 cm bis 60 cm. Die Rumpflänge übertrifft das Mass der Widerristhöhe um etwa 10 - 17%.


Wesen:

Der Deutsche Schäferhund muss vom Wesensbild her ausgeglichen, nervenfest, selbstsicher, absolut unbefangen und (ausserhalb einer Reizlage) gutartig sein, dazu aufmerksam und führig. Er muss Mut, Kampftrieb und Härte besitzen, um als Begleit-, Wach-, Schutz-, Dienst- und Hütehund geeignet zu sein.


Kopf:

Der Kopf ist keilförmig, der Körpergrösse entsprechen (Länge etwa 40% der Wider-risthöhe), ohne plump oder überstreckt zu sein, in der Gesamterscheinung trocken zwischen den Ohren mässig breit. Die Stirn ist von vorn und von der Seite gesehen nur wenig gewölbt und ohne oder mit nur schwach angedeuteter Mittel-furche. Das Verhältnis von Oberkopf zu Gesichtsteil beträgt 50% zu 50%. Die Oberkopfbreite entspricht in etwa der Oberkopflänge. Der Oberkopf geht (von oben gesehen) von den Ohren zur Nasenkuppe sich gleichmässig verjüngend mit schräg verlaufendem, nicht scharf ausgebildetem Stirnabsatz in den keilförmig verlaufenden Gesichtsteil (Fangteil) des Kopfes über. Ober- und Unterkiefer sind kräftig ausgebildet. Der Nasenrücken gerade, eine Einsattelung oder Aufwölbung ist nicht erwünscht. Die Lippen sind straff, gut schliessend und von dunkler Färbung.


Nase:

Die Nase muss schwarz sein.


Gebiss:

Das Gebiss muss kräftig, gesund und vollständig sein (42 Zähne gemäss der Zahnformel). Der Deutsche Schäferhund hat ein Scherengebiss, d.h. die Schneide- zähne müssen scherenartig ineinander-greifen, wobei die Schneidezähne des Oberkiefers scherenartig die des Unter-kiefers überschneiden. Auf-, Vor- und Rückbiss ist fehlerhaft, ebenso grössere Zwischenräume zwischen den Zähnen (lückenhafte Stellung). Fehlerhaft ist ebenso die gerade Zahnleiste der Schneidezähne. Die Kieferknochen müssen kräftig entwickelt sein, damit die Zähne tief in die Zahnleiste eingebettet sein können.


Augen:

Die Augen sind mittelgross, mandel-förmig, etwas schrägliegend und nicht hervortretend. Die Farbe der Augen soll möglichst dunkel sein. Helle, stechende Augen sind nicht erwünscht, da sie den Ausdruck des Hundes beeinträchtigen.


Ohren:

Der Deutsche Schäferhund hat Stehohren von mittlerer Grösse, die aufrecht und gleichgerichtet getragen werden (nicht seitwärts eingezogen), sie sind spitz auslaufend und mit der Muschel nach vorn gestellt. Kippohren und Hängeohren sind fehlerhaft. In der Bewegung bzw. Ruhestellung nach hinten angelegt getragene Ohren sind nicht fehlerhaft.


Hals:

Der Hals soll kräftig, gut bemuskelt und ohne lose Kehlhaut (Wamme) sein. Die Zuwinkelung zum Rumpf (Horizontale) beträgt ca. 45%.


Körper:

Die Oberlinie verläuft vom Halsansatz an über den gut ausgebildeten Widerrist und über den zur Horizontalen ganz leicht abfallenden Rücken bis zur leicht abfallenden Kruppe ohne sichtbare Unterbrechung. Der Rücken ist fest, kräftig und gut bemuskelt. Die Lende ist breit, kräftig ausgebildet und gut bemuskelt. Die Kruppe soll lang und leicht abfallend (ca. 23° zur Horizontalen) sein und ohne Unterbrechung der Oberlinie in den Rutenansatz übergehen.


Brust:

Die Brust soll mässig breit sein, die Unterbrust möglichst lang und aus- geprägt. Die Brusttiefe soll etwa 45% bis 48% der Widerristhöhe betragen. Die Rippen sollen mässige Wölbung aus- weisen, tonnenförmige Brust ist ebenso fehlerhaft wie Flachrippigkeit.


Rute:

Reicht mindestens bis zum Sprunggelenk, jedoch nicht über die Mitte des Hinter-mittelfusses hinaus. Sie ist an der Unterseite etwas länger behaart und wird in sanft herabhängendem Bogen getragen, wobei sie in der Erregung und in der Bewegung stärker angehoben getragen wird, jedoch nicht über die Horizontale hinaus. Operative Korrekturen sind verboten


Gliedmassen - Vorhand:

Die Vordergliedmassen sind von allen Seiten gesehen gerade, von vorn gesehen absolut parallel. Das Schulter- blatt und der Oberarm sind von gleicher Länge und mittels kräftiger Bemuskelung fest am Rumpf angelagert. Die Winkelung von Schulterblatt und Oberarm beträgt im Idealfall 90°, im Regelfall bis 110°. Die Ellenbogen dürfen weder im Stand noch in der Bewegung ausgedreht werden und ebenso nicht eingedrückt sein. Die Unterarme sind von allen Seiten gesehen gerade und zueinander absolut parallel stehend, trocken und fest bemuskelt. Der Vordermittelfuss hat eine Länge von ca. 1/3 des Unterarmes und hat einen Winkel von ca. 20° bis 22° zu diesem. Sowohl ein zu schräg stehender Vordermittelfuss (mehr als 22°) als auch ein steil stehender Vordermittelfuss (weniger als 20°) beeinträchtigen die Gebrauchseignung, insbesondere die Ausdauerfühigkeit.


Pfoten (Vorhand):

Sind rundlich, gut geschlossen und gewölbt, die Sohlen hart, aber nicht spröde. Die Nägel sind kräftig und von dunkler Farbe.


Hinterhand:

Die Stellung der Hinterläufe ist leicht rückständig, wobei die Hintergliedmassen von hinten gesehen parallel zueinander stehen, Oberschenkel und Unterschenkel sind von annähernd gleicher Länge und bilden einen Winkel von ca. 120°, die Keulen sind kräftig und gut bemuskelt. Die Sprunggelenke sind kräftig ausgebildet und fest, der Hintermittelfuss steht senkrecht unter dem Sprunggelenk.


Pfoten (Hinterhand):

sind geschlossen, leicht gewölbt, die Ballen hart und von dunkler Farbe, die Nägel kräftig, gewölbt und ebenfalls von dunkler Farbe.


Gangwerk:

Der Deutsche Schäferhund ist ein Traber, die Gliedmassen müssen in Länge und Winkelungen so aufeinander abgestimmt sein, dass er ohne wesentliche Veränderung der Rückenlinie die Hinterhand bis zum Rumpf hin verschieben und mit der Vorhand genau soweit ausgreifen kann. Jede Neigung zur Überwinkelung der Hinterhand mindert die Festigkeit und die Ausdauer und damit die Gebrauchstüchtigkeit. Bei korrekten Gebäudeverhältnissen und Winkelungen ergibt sich ein raumgreifendes, flach über den Boden gehendes Gangwerk, das den Eindruck müheloser Vorwärtsbewegungen vermittelt. Bei einem nach vorn geschobenen Kopf und leicht angehobener Rute ergibt sich bei einem gleichmässigen und ruhigen Trab eine von den Ohrenspitzen über den Nacken und Rücken bis zum Rutenende verlaufende weichgeschwungene und nicht unterbrochene Rückenlinie.


Haut:

Die Haut ist (lose) anliegend, ohne jedoch Falten zu bilden.


Haarkleid -
Beschaffenheit
des Haares:

Die korrekte Behaarung für den Deutschen Schäferhund ist das Stockhaar mit Unterwolle. Das Deckhaar soll möglichst dicht, gerade, harsch und fest anliegend sein. Am Kopf einschliesslich des Ohrinneren, an der Vorderseite der Läufe, an Pfoten und Zehen kurz, am Hals etwas länger und stärker behaart. An der Rückseite der Läufe verlängert sich das Haar bis zum Vorderwurzelgelenk bzw. bis zum Sprunggelenk, an der Rückseite der Keulen bildet es mässige Hosen.


Farben:

Schwarz mit rotbraunen, braunen, gelben bis hellgrauen Abzeichen, Schwarz einfarbig, grau mit dunklerer Wolkung, schwarzem Sattel und Maske. Unauffällige, kleine weisse Brust-abzeichen sowie helle Innenseiten sind zugelassen, aber nicht erwünscht. Die Nasenkuppe muss bei allen Farbschlägen schwarz sein. Fehlende Maske, helle bis stechende Augenfarbe sowie helle bis weissliche Abzeichen an Brust und Innenseiten, helle Krallen und rote Rutenspitze sind als Pigmentschwäche zu bewerten. Die Unterwolle zeigt einen leichten Grauton. Die Farbe weiss ist nicht zugelassen.


Grösse / Gewicht:

Rüden: Widerristhöhe zwischen 60 cm bis 65 cm, Gewicht von 30 kg bis 40 kg

Hündinnen: Widerristhöhe zwischen 55 cm bis 60 cm, Gewicht von 22 kg bis 32 kg.


Hoden:

Rüden sollten zwei offensichtlich normal entwickelt Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack (Skrotum) befinden.


Fehler:

Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten sollte als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung im genauen Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.


Schwere Fehler:

Abweichungen von den vorstehend beschriebenen Rassekennzeichen, welche die Gebrauchsfähigkeit beeinträchtigen.
Ohrenfehler: Seitlich zu tief angesetzte Ohren, Kippohren, Schildspannerstellung der Ohren, nicht gefestigte Ohren.

Erhebliche Pigmentmängel.

Stark beeinträchtigte Gesamtfestigkeit.

Zahnfehler: Alle Abweichungen vom Scherengebiss und der Zahnformel, soweit es sich nicht um ausschliessende Fehler (siehe folgendes) handelt.


Ausschliessende Fehler:

a) Wesensschwache, bissige und nervenschwache Hunde.

b) Hunde mit nachgewiesener "schwerer HD".

c) Monorchiden und Kryptorchiden sowie Hunde mit deutlich ungleichen bzw. verkümmerten Hoden.

d) Hunde mit entstellenden Ohren- bzw. Rutenfehler.

e) Hunde mit Missbildungen.

f) Hunde mit Zahnfehlern bei Fehlen von: 1 mal Prämolar 3 und ein weiterer Zahn oder 1 Fangzahn oder 1 Prämolar 4 oder 1 Molar 1 bzw. Molar 2 oder insgesamt 3 Zähne und mehr.

g) Hunde mit Kiefernmängel: Rückbiss von 2 mm und mehr, Vorbiss, Aufbeissen im gesamten Schneidezahnbereich.

h) Hunde mit Über- bzw. Untergrösse von mehr als 1 cm.

i) Albinismus.

j) Die Haarfarbe weiss (auch bei dunklen Augen und Nägeln).

k) Langstockhaar (langes, weiches, nicht fest anliegendes Deckhaar mit Unterwolle, Fahnen an Ohren und Läufen, buschige Hosen und buschige Rute mit Fahnenbildung nach unten).

l) Langhaar (langes, weiches Deckhaar ohne Unterwolle, meist auf der Rückenmitte gescheitelt, Fahnen an Ohren und Läufen und an der Rute).